[aus: Naturwissenschaftliche Thatsachen und Probleme. Populäre
Vorträge von W. Preyer.; Berlin. Verlag von Gebrüder Paetel. 1880.;
Seiten 121-152]
Unwissenheit erzeugt öfter Zuversicht als Wissen: nicht die
viel wissen, sondern die wenig wissen sind es, welche so entschieden behaupten,
dieses oder jenes Problem werde niemals von der Wissenschaft gelöst werden.
Charles Darwin.
[121/122; 122 leer; 122/123]
»
E
rkenne Dich selbst!« lautete die Inschrift in der Vorhalle
des Delphischen Tempels am Parnass, wo kluge Priester in vieldeutigen Orakelsprüchen
über kommende Ereignisse Auskunft gaben. Eben dieser Spruch des weisen
Chilon war es, den Sokrates als höchste Aufgabe der Philosophie vermachte.
Aber auch die Naturwissenschaft hat ein Anrecht an das Problem der Probleme, und
die Glanzepochen ihrer eigenen Geschichte bezeichnen zugleich die Meilensteine
auf der fortschreitenden Bahn der Selbsterkenntniss.
Denn nicht die blosse Vermehrung des Wissens durch viele und
grosse Entdeckungen, nicht das Anwachsen empirischen Materials ist es, was jene
Epochen charakterisirt, sondern der neu gewonnene Einblick in die Natur des
Menschengeistes, die neue Methode der Forschung und die Selbstvertiefung.
Darum steht Copernicus einzig da, weil er nur durch die logische
Kraft des Verstandes die Welt gewissermaassen aus den Fugen hob, indem er der
Menschheit zeigte, dass sie nicht der Natur gegenübersteht als Zuschauer,
sondern eine sie bestimmende Rückwirkung ausübt. Und das grösste
Verdienst Galilei's besteht nicht darin, dass er das Gesetz in dem fallenden
Stein und den Schwingungen des Pendels ebenso sicher auffand, wie unter den
Sternen des Toscanischen Himmels, so gross auch diese Leistung ist, und nicht in
dem berühmten »Sie bewegt sich doch!«, sondern in der Methode. Er
war es, der zuerst mit der vollen Ursprünglichkeit des gesunden
Menschenverstandes die Aristotelische Scholastik mannhaft abschüttelnd, auf
die Erscheinungen selbst direct einging, indem er experimentirte und so die
Wissenschaft der Mechanik schuf.
Nicht weniger selbständig trat Descartes auf, den Bruch mit
[123/124] der Vergangenheit vollendend, indem er das Selbstdenken wieder in
seine Rechte einsetzte, als Mathematiker ganz neue Operationen des Verstandes
begründete, die Psychologie reformirte.
Den letzten entscheidenden Schritt vorwärts auf dem mühseligen
Pfade der Selbsterkenntniss that Kant, der mit echt Copernicanischer Autonomie,
statt wie die Früheren den menschlichen Geist von den Erscheinungen abhängen
zu lassen, vielmehr umgekehrt die Erscheinungswelt in ihrem ganzen Umfange sich
um »die Sonne der Vernunft« bewegen liess.
So haben im Laufe der Jahrhunderte die verschiedensten
Disciplinen, Astronomie und Mechanik, Psychologie und Mathematik, denen in der
Gegenwart die morphologischen Naturwissenschaften sich anreihen, sofern sie den
Menschen als Theil eines Theiles, als ein auf natürliche Weise entwickeltes
Wesen erkennen lassen, die bedeutendsten Beiträge zur Selbsterkenntniss
geliefert. Nur diejenige Lehre, welche sich die Erklärung der
Lebenserscheinungen zur Aufgabe macht, also auch die organischen Bedingungen für
den Erkenntnissprocess selbst ausfindig zu machen sucht, die Physiologie,
insonderheit die Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung, blieb zurück, weil
erst viele andere Wissenschaften da sein mussten, ehe sie sich ausbilden konnte.
Gerade sie hat aber eine gewichtige Stimme in dieser Untersuchung, welche auch
in weiteren Kreisen wohl gehört zu werden verdient.
Eine der grössten Errungenschaften der Physiologie des
neunzehnten Jahrhunderts besteht in der Erkenntniss, dass alle Eigenschaften der
Dinge in der ganzen Welt Zustände der sie wahrnehmenden Beobachter sind,
also von der Beschaffenheit der Sinne abhängen.
In der That: wem beide Sehnerven, beide Hörnerven, beide
Riechnerven durchschnitten, desgleichen die Geschmacksnerven durchtrennt und die
Endigungen sämmtlicher Tastnerven unempfindlich gemacht werden, dem wird
kein Körper mehr erscheinen können. Es ist undenkbar, dass für
einen solchen die Welt noch existirte, auch wenn das Gehirn noch in Thätigkeit
bliebe. Sie hat nur existirt, so lange die Sinne gesund waren. Nun ist neben dem
Ohrenbrausen und den Lichtblitzen von den [124/125] Schnittwunden nur noch ein
Erinnerungsbild, ein Welttraum geblieben, wenn nicht sogleich nach dem Aufhören
aller gewohnten peripheren Nervenerregungen traumloser Schlaf eintritt oder das
Leben erlischt. Auch dem Schlafenden, dessen Sinne ruhen, verschwindet allnächtlich
die gegenständliche Welt. Sie wird jeden Morgen von dem Erwachenden auf's
Neue entdeckt.
Aber man braucht sich die Sinnesempfindungen nicht ganz oder
theilweise wegzudenken, um ihren die Welt bestimmenden Einfluss zu würdigen;
auch wenn sie sich nur wenig verändern, verändert sich mit ihnen
zugleich die Natur. Einem grünblinden Auge werden die Wälder und
Wiesen im Frühling roth statt grün. Der Fiebernde findet die umgebende
Luft kalt, auch wenn sie wärmer als gewöhnlich ist. Und wenn man nur
wenig die Thierreihe hinabsteigt, erkennt man leicht, wie sehr sich das Weltbild
ändert. Anders ist es den tauben und blinden Bewohnern der dunkeln
Meerestiefe, die aber trefflich tasten, anders den im heiteren Sonnenschein
lebenden Wesen mit verschiedenartigen Augen. Schon die eine Thatsache, dass völlig
blindgeborene Kinder vom Lichte nichts ahnen, auch im Traume niemals sehen,
sondern erst nach glücklichen Operationen, nachdem sie sehen gelernt haben,
anfangen, mit den Worten Licht und Farbe einen Sinn zu verbinden, beweist, dass
nichts von der sichtbaren Welt, ja nicht einmal Geträumtes, ohne die
Vermittlung des Sehorgans da ist. Ebenso giebt es nichts Lautes ohne Ohren es zu
hören, und keine Wärme und Kälte ohne Haut sie zu fühlen. Je
vielseitiger dagegen und je feiner abgestuft die Wahrnehmung ist, um so mehr
Verschiedenheiten sind vorhanden, um so vollständiger wird die
Weltkenntniss, um so breiter die Grundlage alles Wissens. In erster Linie kommt
Alles auf die Sinneswahrnehmung an. Ohne sie zerfliesst die laute, bunte, warme
Welt in nichts. Darum ist es von weittragender Bedeutung, zu ergründen, wie
weit das Wahrnehmungsvermögen überhaupt reicht.
»Menschliches Wissen ist Stückwerk, und Stückwerk
wird es bleiben« ist ein grosses und wahres Wort. Auch die begabtesten
Geister sind endliche Wesen, in ihrem Thun und Denken beschränkt. Abhängig
und begrenzt ist der ihnen zukommende [125/126] Spielraum. Dieses bezweifelt
Niemand. Aber die Frage ist: »Wo sind die Grenzen? Welcher Art sind die
ursprünglichen, schon beim lernenden Kinde vorhandenen Schranken der
Wahrnehmung, über welche der geübteste Forscher mit allen Instrumenten
zur Zeit nicht hinauskommt, weil die Organisation ihre Dienste versagt?« So
schwierig diese Aufgabe wird, wenn Alles, was dazu gehört, vorgenommen
werden soll, so einfach gestaltet sie sich, wenn nur das allen sinnlichen
Wahrnehmungen Gemeinschaftliche, allen Unerlässliche und zugleich ihnen
allein Zukommende betrachtet wird. Die unbefangene Selbstbeobachtung zeigt nämlich
leicht, dass allem Wahrgenommenen etwas Empfundenes zu Grunde liegt, und dass
dem Empfundenen ausnahmslos irgend eine Stelle im Raum und irgend ein Augenblick
in der Zeit entspricht. Das Licht, welches ein Auge empfindet, ist in jedem
Falle irgendwo und irgendwann. Diese drei Elemente, Empfindung, Zeit und Raum
sind in jeder Wahrnehmung enthalten, als drei nothwendige Factoren aller
Erkenntniss. Sie reichen für sich nicht aus, aber sie sind unersetzlich und
der Wahrnehmung allein eigen. Wenn nur einer fortfällt, ist kein Wahrnehmen
mehr möglich und alles Erkennen hört auf.
Die Empfindung kommt zuerst in Betracht. Es ist bekannt, dass
nur das Sichtbare, Hörbare, Tastbare nebst dem Riechbaren und Schmeckbaren
die ganze sinnlich wahrnehmbare, d. h. die Erscheinungs-Welt zusammensetzt,
also das gesammte Material der eigentlichen Naturforschung in sich schliesst.
Sehr wenig und doch Alles! Denn was überhaupt gewusst wird, muss auf die
eine oder andere Art vor kürzerer oder längerer Zeit in der Empfindung
gewesen sein: schliesslich muss Alles, worauf das Wissen beruht, das Thor der
Sinne passirt haben. Der ganze Inhalt aller Wissenschaft ist in letzter Instanz
auf dem sinnlich Empfundenen aufgebaut, und zwar durch die von Alters her
bekannten fünf Sinne vermittelt, welche dem Lichte, dem Schall, der Schwere
und Wärme und der chemischen Affinität entsprechen. Für die
Elektricität und den Magnetismus ist bis jetzt kein besonderer Sinn
entdeckt worden. Wohl ist es wahr, dass eine Reihe von Empfindungen ausser den
genannten existirt, wie [126/127] die Müdigkeit, der Hunger, die
Bewegungsempfindungen, aber diese Empfindungen sind nicht Werkzeuge des Wissens,
wie die des Sehens und Hörens, vielmehr selbst erst noch aufzuklärende
Gegenstände der Untersuchung. Diese Gemeingefühle sind nicht Zustände,
deren Ursachen in eine Aussenwelt verlegt werden, sondern Zustände, deren
Ursachen der sie empfindende Beobachter in den eigenen Körper verlegt.
Zu den fünf Classen sinnlicher Empfindung, welche das ursprünglich
gegebene Erfahrungsmaterial enthalten, tritt die Einordnung in Zeit und Raum,
die sich gleich bleiben für alle Sinne, hinzu. Um aber zu erfahren, wieviel
sich in jedem Gebiete unterscheiden lässt, ist es nothwendig, den Inhalt
der reinen Empfindung möglichst von allem Räumlichen und Zeitlichen zu
befreien. Wird ihr in Gedanken Alles genommen, was ihr genommen werden kann,
ohne dass sie selbst verschwindet, so bleibt schliesslich nur zweierlei übrig:
die Empfindungsstärke und die Empfindungsart. Jedes Sinnesgebiet hat eine
ihm eigene Stärke oder Intensität und Art oder Qualität, über
welche man wohl allerlei Speculationen aufgestellt hat, welche aber beide an
sich in ihrem Wesen undefinirbar sind. Man kann sie nicht beschreiben, man muss
sie eben empfinden, um zu wissen, was sie sind. Dann erst haben die
Bezeichnungen der Sprache einen Sinn. Diese Bezeichnungen sind zwar bekannt
genug, werden aber oft nicht in die richtige Beziehung zueinander gesetzt. Beim
Sehsinn heisst die Intensität Helligkeit, die Qualität Farbe, beim Hörsinn
die Intensität Schallstärke, die Qualität Tonhöhe; beim
Tastsinn ist man noch nicht einig über das, was Stärke und das, was
Art der Empfindung ist. Ich finde, dass man sich von den Thatsachen die
befriedigendste Rechenschaft geben kann, wenn hier repräsentirt wird die
Intensität durch den Druck, die Qualität durch die Temperatur. Beim
Geschmack und Geruch, deren Empfindungen noch nicht gründlich untersucht
worden sind, ist keine besondere sprachliche Bezeichnung für Stärke
und Art der Empfindung im Allgemeinen vorhanden.
Bei allen Sinnen giebt es zahlreiche Ausdrücke für die
Grade [127/128] der Stärke sowohl, als der Art. Beide bilden in jedem
Sinnesgebiete Reihen oder Empfindungslinien. Man hat für das Auge in
verschiedenen Abstufungen hell und dunkel als Grade der Stärke der
Lichtempfindung, und unterscheidet in der natürlichen Farbenreihe als Grade
der Qualität die warmen Farben die dem Braun, Roth und Gelb verwandten auf
der einen Seite, von den kalten grünblauen und blauen Farben auf der
anderen. Reines Grün steht in der Mitte. Neben Roth ist es kalt, neben Blau
warm. Beim Ohr beziehen sich die Ausdrücke laut und leise nur auf die Stärke
der Empfindung. Die Töne sind aber zugleich entweder hoch oder tief und
schreiten in der natürlichen Tonlinie von den tiefsten auf der einen Seite
in Perioden regelmässig vor zu den höchsten auf der anderen. Beim
Tastsinn bezeichnet einerseits hart und weich, andererseits schwer und leicht
die Grade der Empfindungsintensität, warm und kalt die der Qualität.
In Betreff der ersteren ist jedoch zu bedenken, dass die Empfindung der Härte
und Schwere nicht ohne Muskelbewegungen aufzutreten pflegen und wahre
Widerstandsempfindungen sind, daher es vorzuziehen ist, den beiden
gemeinschaftlichen Begriff der Berührungsempfindung für die Intensität
zu wählen und deren Grade als Druck zu bezeichnen, welcher auch ohne
Muskelbewegungen stattfinden kann, wie die Licht- und Schallempfindung ohne
Bewegungen der Augen und Ohren. Die Geruchs- und Geschmacksempfindungen hat bis
jetzt noch niemand in eine den Thatsachen gerecht werdende Reihe gebracht. Die
Reihe laugenhaft, bitter, metallisch, salzig, süss, sauer scheint noch am
ehesten haltbar. Freilich über die Geschmacksempfindung ist es misslich,
Bestimmtes zu sagen, aber noch schwieriger scheint es, eine Übereinstimmung
in Betreff der Geruchsempfindungen zu erzielen. Die Reihe der Qualitätsgrade
brenzlich, faulig, modrig, würzig, geistig, ranzig (oder sauer) enthält
noch mehr Willkür als die Geschmackslinie. Für solche Empfindungen
reicht die Sprache der Wörter nicht aus, und Zeichen, wie etwa die Noten,
wurden dafür noch nicht erfunden. Aber selbst für die Reihe der Farben
ist noch keine Einstimmigkeit herbeigeführt worden, und die der
Temperaturen [128/129] entbehrt sogar der sprachlichen Bezeichnung, wenn es sich
um die Stufen zwischen heiss, warm, lau, kühl, kalt handelt. Da müssen
schon die Thermometergrade eintreten. Nur die Tonreihe ist vollständig in
der Empfindung und Sprache zugleich geordnet.
Solche Mängel hindern jedoch keineswegs die Begründung
des Satzes, dass alle Empfindungen im gewöhnlichen Sinne, die in den
Wahrnehmungen enthalten sind und das Material für die Denkarbeit, wie für
alle Vorstellungen und Handlungen des täglichen Lebens abgeben, sich
zusammensetzen aus den reinen Empfindungen, welche nur ihrer Qualität und
Intensität nach unterschieden und in ungleicher Weise in die Zeit und den
Raum eingeordnet sind.
Alle Farben der Natur sind Mischfarben und Weiss kommt nur zu
Stande, wenn mindestens zwei einfache Farbenempfindungen gleichzeitig da sind.
Schwarz erhält man, wenn die Helligkeit irgend einer Farbe oder Mischfarbe
so abnimmt, dass letztere nicht mehr erkannt werden können, und Grau ist
ein Weiss von geringer Helligkeit. So ergiebt sich auch die Empfindung der Sättigung
oder Reinheit einer Farbe aus dem Zusammensein von wenigstens zwei einfachen
Farbenempfindungen, indem das Gemisch beider um so weniger rein, um so
weisslicher oder ungesättigter wird, je mehr ihr Abstand auf der
Farbenlinie einem gewissen Werthe (nämlich dem Abstand der complementären
Farbenpunkte) sich nähert. Es steht fest, dass die ganze sichtbare Welt aus
einfachen Farbenempfindungen von wechselnden Helligkeitsgraden zusammengesetzt
ist; alles, was man sehen kann, kommt schliesslich durch deren Combinationen zu
Stande.
Für die gesammte hörbare Welt gilt Ähnliches. Die
meisten Geräusche, und alle Klänge, auch die gesprochenen Worte,
welche ein Gemisch beider sind, beruhen auf mannigfaltigem Zugleichsein und
Wechseln einfacher Tonempfindungen. Denn fast in jedem Geräusche und in
jedem Klanggemisch, kann man die einzelnen sie zusammensetzenden elementaren Töne
heraushören. Schon ist es geglückt, auch umgekehrt manche der
verwickelten Erzeugnisse des Kehlkopfs und Mundes aus ihren einfachen
Bestand-[129/130]theilen künstlich zusammenzusetzen. Es giebt
schlechterdings nichts Klingendes, das nicht schliesslich sich zurückführen
liesse auf die ungleich starken und ungleich hohen einfachen Töne, die in
der Empfindung ursprünglich gegeben sind. Namentlich die Empfindungen der
Klangfarbe und der Consonanzen und Dissonanzen sind nur möglich - hierin
mit gewöhnlichen Geräuschen übereinstimmend - wenn wenigstens
zwei einfache Tonempfindungen schon da sind, ähnlich wie die Mischfarbe
oder das Weissliche der Farbe oder Weiss, gleichsam ein Farbengeräusch, nur
entsteht, wo mehr als eine einfache Farbe ist.
Auch für die drei anderen Sinne gilt durchweg, dass alles
durch sie Empfundene aus einigen wenigen einfachen oder reinen Empfindungen sich
zusammensetzt, so alles Tastbare aus einfachen, ungleich starken Berührungs-
und Temperaturempfindungen. Was zu diesen in den Wahrnehmungen mittelst des
Tastsinns hinzukommt, ist durch complicirte Besonderheiten, namentlich
Bewegungen und Verschiedenheiten der Haut bedingt, ist nicht mehr einfach, wie
beispielsweise die Empfindung des Nassen. Nass ist diejenige Flüssigkeit,
welche die Haut so vollständig berührt, dass die Luft aus den kleinen
Vertiefungen der Hautoberfläche verdrängt wird, trocken dagegen sind
diejenigen Körper, welche bei der Hautberührung die Luft nicht verdrängen.
Eine trockene Flüssigkeit ist Quecksilber. Auch die Empfindungen des
Rauhen, Klebrigen sind complicirte Berührungsempfindungen. Werden also die
Grenzen für die fünf ursprünglichen Intensitäts- und Qualitäts-Reihen
bestimmt, so ist damit zugleich eine Grenze aller Wahrnehmung bestimmt.
Zuvörderst die Stärke. Hier ist die untere Grenze
immer dann erreicht, wenn das Sinnesorgan ruht. In ganz finsterer Nacht, in
lichtleeren Höhlen oder in den Tiefen der Erde ist die geringste Helligkeit
ebenso vorhanden, wie in dem Auge, das im hellsten Tageslicht durch lichtdichte
Tücher verdeckt wird, also ruht. Niemand ist im dunkeln Schacht im Stande,
das Schwarze der Finsterniss zu unterscheiden von dem Schwarz im Gesichtsfeld
des verschlossenen Auges. Also auch ohne dass man irgend einen Gegenstand sieht,
ist im wachen Zustande stets eine Licht-[130/131]empfindung vorhanden, nämlich
die Empfindung des Augenschwarz, d. h. der geringsten Heiligkeit. Man sieht
die Finsterniss. Diese Empfindung, welche übrigens keineswegs immer
dieselbe ist - hellgrau, dunkelgrau, tiefschwarz - rührt her von den
Erregungen des Sehnerven aus inneren Gründen. Im Auge fliesst warmes Blut,
ein nicht unbedeutender veränderlicher Druck herrscht im Inneren des
Augapfels, die Nervenenden der Netzhaut werden schon hierdurch afficirt und die
Erregung, welche so schwach ist, dass sie beim gewöhnlichen Sehen garnicht
gemerkt wird, ist immer da. Es ist klar, dass Alles, was weniger hell leuchtet,
als dieses Schwarz, unmöglich direct gesehen werden kann. Es muss, um
sichtbar zu werden, zuvor nothwendig stärker leuchtend gemacht sein. Wenn
in einem dunkeln Zimmer ein Eisendraht ausgespannt ist, durch welchen ein
elektrischer Strom geht, so wird, falls die Stärke desselben zunimmt, der
Draht nach und nach warm. Ein Mensch sieht aber den warmen Draht ebensowenig wie
den kalten. Nimmt nun die Stärke des elektrischen Stromes immer mehr zu, so
wird der Draht heiss und fängt schliesslich bei etwa 300° an zu glühen.
Dann sieht man ihn, sieht ihn glühen. Es lässt sich wohl denken, dass
andere Augen schon bei 20° im Dunkeln das Metall am Leuchten erkennen. Ein
solches Auge würde die Sommernächte prachtvoll erhellt und in den
Tiefen der Erde die Gesteine wie junge Lava feurig erglänzen sehen;
menschliche Augen können das nicht; sie unterscheiden Kaltes und Warmes im
Dunkeln nicht, bis die Bewegung so stark wird, dass die Körper heller
erscheinen, als das Schwarze des Auges. Dagegen ist es möglich, dass Nacht-
und Dämmerungs-Thiere allerdings den Draht schon früher leuchten
sehen. Nur wird es nicht leicht festzustellen sein.
Für das Ohr gilt eine ähnliche Einschränkung wie
für das Auge, obwohl sie noch nicht allgemein anerkannt wird. In lautloser
Ruhe, im vollen Genusse desjenigen Zustandes, welchen man die Stille nennt, hat
man doch immer eine Gehörsempfindung, und zwar die schwächste, welche
im wachen Leben vorkommen kann. Die zarten Enden der Hörnerven liegen in
einer Flüssigkeit in nächster Nähe von warmem, strömendem
Blute, wodurch [131/132] sie in fortdauernder schwacher Erregung erhalten
werden. Diese Erregung eben ist es, welche die Empfindung der Stille giebt.
Alles was gehört wird, wird dadurch gehört, dass es lauter ist, als
dieses im Innersten des Ohres stets vorhandene entotische Geräusch. Man
wird leicht, weil diese Erregung immer da ist, verleitet zu meinen, sie sei
nicht da und die Stille sei keine Empfindung, vielmehr das Fehlen jeder
Empfindung, denn es ist eine allgemeine Regel, dass nicht beachtet wird, was
immer da ist, oder woran man sich gewöhnt hat, sondern nur die Veränderung.
Aber schon die eine Thatsache, dass die Empfindung der lautlosen Ruhe durchaus
nicht immer sich selbst gleich ist, wie man bei gespanntester Aufmerksamkeit
bald herausfindet, beweist unwiderleglich, dass sie eine wahre Empfindung ist.
Man hört die Stille. Manchmal scheint es, als ob sehr leise, ganz gleichmässig
anhaltende hohe Töne im Ohr erklingen, wenn es vollkommen still ist, andere
Male ist ein daneben hörbares, gleichmässig anhaltendes, sehr leises
Geräusch deutlicher. Hält man die Ohren mit den Handflächen zu,
so wird der Pulsschlag sogar in seinen einzelnen Phasen, sowie die
Muskelzusammenziehung als ein sehr tiefer Ton wahrgenommen. Aber auch ohne dass
man die Ohren verschliesst, giebt angestrengte Selbstbeobachtung Kunde von
anderen Schallerscheinungen im Ohre, welche in Krankheiten leicht zunehmen.
Diese sind jedoch zu trennen von der eigentlichen Empfindung der Stille. Sie
entsprechen den entoptischen Funken, dem Lichtnebel, den Phosphenen im
geschlossenen Auge, das gedrückt wird, während, die reine Empfindung
der Stille der völligen Finsterniss oder dem reinen Augenschwarz
correspondirt. Wie dieses erhalten wird durch Abnahme der Helligkeit irgend
einer Farbe oder des Weiss, so wird die Stille erhalten durch Abnahme der
Schallstärke irgend eines Tones oder Geräusches. Soll also der
leiseste noch hörbare Schall bestimmt werden, so wird er immer noch lauter
als das ununterbrochene entotische Geräusch sein. Daher haben die Versuche,
bei denen man Korkkügelchen aus geringer Höhe, nahe am Ohr, auf
Glasplatten fallen liess und das Geräusch zu hören sich bemühte,
wenig Werth. Und wer in einer Entfernung von zehn [132/133] Meter das Tiktak
einer Taschenuhr, oder auf dem Meere eine zwei geographische Meilen entfernte
menschliche Stimme oder zwanzig Meilen entfernten Kanonendonner gerade noch hört,
weiss darum keineswegs, wie leise das leiseste eben noch hörbare Geräusch
im Ohre selbst ist. Um dieses zu finden, müsste man viel genauer vorgehen
und das wahrzunehmende Geräusch erst dem entotischen Geräusch ähnlich
machen.
Auch der Tastsinn ist, wie das Gesicht und Gehör, immer in
Thätigkeit, obwohl nicht immer Tastempfindungen gemerkt werden. Nicht nur
giebt die Berührung der Haut mit der Luft und den Kleidern dauernd Anlass,
die Enden der Tastnerven zu erregen, die Haut hat selbst eine namentlich von der
Menge und Temperatur des sie ernährenden Blutes abhängige Spannung.
Hierdurch allein schon muss eine gewisse Druck- oder Spannungsempfindung zu
Stande kommen, welche so lange nicht beachtet wird, als sie nahezu unverändert
bleibt. Sowie sie durch Berührung mit oder ohne Abkühlung oder Erwärmung
sich verändert, ist die Empfindung da. Demnach leuchtet ein, dass alle
Versuche, die Stärke der leisesten Berührung zu bestimmen, darauf
hinauslaufen, zu finden, wieviel stärker als die gewöhnliche
Empfindung der gesunden Haut die schwächste Berührungsempfindung sein
muss. Man hat gefunden, dass kleine, aus Hollundermark geschnitzte Stäbchen
auf die Stirn gelegt, eine eben merkliche Berührungsempfindung geben, wenn
sie zwei Milligramm wiegen; am Arme wird nach Verdopplung des Gewichts die Berührung
noch nicht gemerkt, und für die meisten anderen Theile der Hautoberfläche
nehmen, wie Aubert beobachtete, die eben spürbaren Gewichte bedeutend zu,
so dass auf den wenig empfindlichen Fingernagel etwa ein Gramm gebracht werden
muss, um eine Berührungsempfindung herbeizuführen. Fällt bei
geschlossenem Auge ein Papierstückchen von weniger als fünf Milligramm
auf den Handteller, so wird es, wie ich finde, nicht gemerkt. Man fühlt
auch den gewöhnlichen Staub in der ruhigen Luft nicht, weil die stets
vorhandene Hautspannung zu stark dagegen ist.
Für den Geschmack und Geruch gilt Entsprechendes. Immer
[133/134] ist durch das Salz in der Mundflüssigkeit eine schwache
Geschmackserregung da, und bei Prüfungen der Feinheit des Schmeckens und
Riechens wohl zu erwägen, dass schon vor der Prüfung die Schmeck- und
Riech-Nerven warm und allein schon durch die Bewegung des sie ernährenden
Blutes afficirt sind. An die hierdurch bedingte Empfindung hat man sich aber gewöhnt;
sie wird als uninteressant vernachlässigt, weil sie immer da ist, und Körper,
welche keine stärkere Empfindung als diese geben, heissen eben geschmacklos
und geruchlos.
So können also diejenigen Dinge durch das Auge nicht direct
wahrgenommen werden, welche dunkeler, als das Schwarze im Auge sind; durch das
Ohr lässt sich der Schall nicht erkennen, welcher leiser als der entotische
Schall ist; mittelst der Haut sind die Körper nicht zu fühlen, welche
weniger als die Haut selbst drücken, und was die Riech- und
Schmecknervenenden nicht stärker erregt, als ihre gewöhnliche
Umgebung, wird durch diese Nerven nicht erkannt.
Hiermit ist eine sehr bestimmte unübersteigliche, weil in
der Organisation selbst begründete Grenze der directen sinnlichen
Wahrnehmung, nämlich die untere Grenze für die Stärke aller
Empfindung gegeben. Überall ist auch eine obere leicht im Allgemeinen zu
finden, freilich in Zahlen auch noch nicht genau angebbar. Wenn das Licht der
unbewölkten Mittagssonne im Hochsommer direct nur kurze Zeit in das Auge
gelangt, so wird die Endausbreitung der Sehnerven schnell zerstört, und
Galilei soll sogar das Augenlicht verloren haben, weil er zu eifrig die
Sonnenflecken betrachtete. Schon das blendende elektrische Licht ist ungeschwächt
in der Nähe zu hell für menschliche Augen. Ferner ist bekannt, dass
ein einziger starker Knall völlige Taubheit herbeiführen kann, dass
ein Stoss oder eine Quetschung, die Haut zerstörend, alle Tastempfindung
unmöglich macht. Wer endlich Vitriolöl schmecken oder concentrirte, ätzende
Gase riechen wollte, würde bald durch die Abstumpfung oder Vernichtung der
betreffenden Nerven auch diese Sinnesthätigkeiten aufheben. Überall
ist schnell eine Höhe der Nervenerregung erreicht, wo Schmerz, Abstumpfung,
Zerstörung des Organes eintreten. Denn [134/135] wer von hellem Licht
geblendet oder von dem schrillen Pfiff der Maschine in nächster Nähe überrascht
wird, empfindet ebenso Schmerz wie der durch einen Stich Verwundete. Immer ist
es eine zu starke Nervenerregung, welche der Zerstörung vorangeht. Also
alle Sinnesempfindung hat in Betreff der Grade ihrer Stärke neben der
unteren auch eine obere Grenze. Und wenn auch durch Vorsichtsmaassregeln und
Instrumente die Annäherung an dieselbe gefahrlos bewerkstelligt wird, so
ist es doch schlechthin unmöglich, sie zu beseitigen, da jede Art
Empfindung über eine gewisse Stärke hinaus nicht ohne Schädigung
der Nerven gesteigert werden kann.
Nun liesse sich denken, dass vielleicht innerhalb dieser
Schranken die Wahrnehmbarkeit von Unterschieden keine bestimmte Grenze habe. Die
Erfahrung lehrt, dass solches durchaus nicht der Fall ist. Vielmehr tritt hier
eine Eigenthümlichkeit der Wahrnehmung zu Tage, welche, so nützlich
sie auch für das Leben ist, als eine Einschränkung oder Fehlerquelle
beim Erforschen der Naturvorgänge nicht selten sich geltend macht. Durch
viele Experimente hat sich zunächst für das Licht herausgestellt, dass
die geübtesten und schärfsten Augen unter den allergünstigsten
Umständen nicht im Stande sind, zu unterscheiden, ob von zwei Lichtern das
eine 1/300 heller oder dunkeler, als das andere ist. Erst bei 1/286 wird ein
Unterschied der Helligkeit erkennbar und zwar für gelbes Licht, unter gewöhnlichen
Umständen im Tageslicht meistens erst bei 1/100 oder 1/60. Dabei besteht
die Eigenthümlichkeit des Wahrnehmungsvermögens darin, dass es
ziemlich gleichgültig ist, ob die beiden verglichenen Lichteindrücke
an sich sehr hell oder nur mässig hell sind, ob man also zwei Sterne oder
zwei Lampen, zwei weisse Wolken oder zwei graue Papiere vergleicht; immer kommt
nahezu derselbe Bruchtheil der Lichtstärke als eben erkennbar beim
Experimente zum Vorschein, bis das Licht so hell wird, dass es blendet, oder so
dunkel, dass es nicht mehr genügend vom Augenschwarz unterschieden werden
kann. Man empfindet also in keinem Falle den wahren Unterschied, sondern das
Verhältniss der Lichtstärken. Wenn eine Flamme die Lichtstärke
100, eine andere 101 hat, so [135/136] dass die letztere eben noch heller
erscheint, so wird man zwei Flammen, von denen die eine die Lichtstärke
1000, die andere die Lichtstärke 1001 hat, nicht im Geringsten verschieden
hell finden, sondern erst, wenn das Verhältniss 1000 : 1010
erreicht ist. Im ersteren Falle beträgt der wahre Unterschied 1, im
letzteren 10 und doch sind beide in der Empfindung ganz gleich, nämlich
beide eben merkbar, indem das Verhältniss 1000 : 1010 = 100 : 101.
Diese Regel wurde von Gustav Theodor Fechner, dem Begründer der
Psychophysik, in eine mathematische Form gebracht, welche es ermöglicht,
geradezu die Stärke der Empfindung selbst zu messen. Die Thatsache ist aber
auch ohne diese wichtige Folgerung schon darum von grosser Bedeutung, weil sie
[l]ehrt, dass, wo die Unterscheidungsgrenze der Wahrnehmung erreicht wurde,
keineswegs in Wirklichkeit die für gleich gehaltenen kleinsten Unterschiede
gleich sind; was man also das Kleinste nennt, kann von verschiedener Kleinheit,
kann auch sehr gross sein.
Die psychophysische Regel gewinnt noch dadurch an Interesse,
dass sie auch für andere Wahrnehmungsgebiete gilt. So ist es bekannt, wie
schwer das Hören in geräuschvoller Umgebung wird. Bei gleichzeitigem
lautem Sprechen vieler Personen in einer lebhaften Gesellschaft, z. B.
einer Versammlung von mehreren hundert Börsenmännern, von denen etwa
die Hälfte spricht, während die andere Hälfte im Zwiegespräch
zuhört, macht es keinen merklichen Unterschied, ob zehn oder zwanzig
Stimmen mehr oder weniger schweigen, während man in kleinerer Gesellschaft
den Ausfall sogleich wahrnehmen würde. In der Börse bleibt das Geräusch
der vereinigten Stimmen, trotz des Wechsels der Personen, der Bewegungen, der
gesprochenen Laute nahezu dasselbe, wenn man von oben, etwa von der Galerie aus,
zuhört. Die Experimente, bei denen die Schallstärke gemessen wurde,
haben denn auch gezeigt, dass in dieser Beziehung das Ohr durchaus nicht fein
unterscheidet. Man erkennt zwei gleichartige Schalle erst dann jedesmal sicher
als verschieden, wenn der eine um wenigstens ein Viertel lauter als der andere
ist, wobei aber nicht viel darauf ankommt, ob beide Geräusche sehr laut
oder ziemlich [136/137] leise sind. So merkt auch nach meinen Versuchen das geübte
Ohr erst dann, ob die Taschenuhr, welche es in 23 Fuss Entfernung deutlich
ticken hört, ihm genähert wird, wenn die Annäherung wenigstens 3
Fuss beträgt. Statt des Tiktak der Uhr hat man auch das Aufschlagen von
Kugeln auf Metallplatten zu diesen Versuchen benutzt und gleichfalls gefunden,
dass der eine Schall nur dann sicher von dem anderen unterschieden wird, wenn
das Verhältniss der Intensitäten höchstens wie 3 : 4
ist. Auch hier wird nie der wahre Unterschied, sondern das Verhältniss
desselben zum vorhandenen Schalleindruck wahrgenommen.
Genauer ist nach dieser Richtung untersucht der Drucksinn und
zwar zuerst von Ernst Heinrich Weber, dann von Fechner, welcher, um die von
ersterem gefundene Gesetzmässigkeit zu prüfen, mehr als 25,000
Versuche über Hebung von Gewichten ausgeführt und berechnet hat. Es
ergab sich mit aller nur wünschenswerthen Genauigkeit, dass auch der
Drucksinn innerhalb gewisser Grenzen sehr wohl das Verhältniss zweier
Gewichte, nicht aber den wirklichen Unterschied derselben sicher erkennt. Wenn
jemand eine grosse Last in der Hand hält, so merkt er es nicht, ob man eine
kleine hinzufügt oder wegnimmt, welche deutlich die Empfindung der Schwere ändert,
wenn die anfängliche Last klein war. Hier zeigt sich der Grenzwerth für
eben erkennbare Unterschiede, die Unterschiedsconstante, sehr ungleich, je nach
der Art, wie man prüft. Werden auf den Handrücken zehn einzelne Dreier
übereinander gelegt, so können drei fortgenommen werden, ohne dass die
Druckempfindung abnimmt, ruht die kleine Säule aber auf der Stirn, so folgt
auf die Wegnahme von einer Münze schon Erleichterung. Anders die
Empfindlichkeiten anderer Hautstellen. Sie sind sehr gering im Vergleiche zu den
für gehobene Gewichte erhaltenen. Für das Heben kann man bei Geübten
etwa l/24 als Grenze setzen. Wer 24 Loth in der Hand hält, wird eben einen
Unterschied merken, wenn 1 Loth hinzukommt. Wer aber 24 Pfund in der Hand hält,
merkt 1 Loth mehr oder weniger nicht, sondern hat eine Unterschiedsempfindung
erst bei Fortnahme von etwa 30 Loth, bei 24 Kilo erst bei Fortnahme von 60 Loth.
Immer ist die Grenze des Unterscheidbaren überschritten, [137/138] wenn das
Verhältniss des hinzutretenden Empfindungseindrucks zum gerade vorhandenen
eine gewisse Grösse nicht erreicht. Diese Grösse heisst, wenn noch
keine andere Empfindung als die des ruhenden Sinneswerkzeuges da ist, die
Schwelle der Empfindung, wenn es sich dagegen um den eben wahrnehmbaren
Unterschied der Stärke zweier Empfindungen handelt, die
Unterschiedsschwelle.
Es leuchtet ein, dass beide Schwellen durch noch soweit
getriebene Übung nur etwas verkleinert, aber niemals beseitigt werden können,
so dass man unendlich kleine Gewichtsunterschiede wahrnehmen könnte mit den
Sinnen. Diese sind nur dem geistigen Auge zugänglich. Sie sind gedacht und
schon wegen der zwar zum Theil sehr feinen, aber nie unbegrenzt empfindlichen
Organe des Körpers schlechterdings unwahrnehmbar. Das liegt in ihrem Wesen.
Denn die unendlich kleinen Unterschiede sind solche, welche zwar nicht gleich
der Null sind, aber im Begriff stehen, gleich der Null zu werden. Man darf nicht
der Hoffnung sich hingeben, als wenn es jemals möglich sein würde,
durch Vervollkommnung der Instrumente, etwa der Wagen eine solche Grösse
sinnlich zu erfassen; denn sie existirt überhaupt nicht in dem ganzen
Gebiete des Wahrnehmbaren. Das unendliche Kleine ist ein Erzeugniss des
denkenden Verstandes und wird erst auf die Natur und die Empfindung angewendet,
nicht in ihr gefunden. Alle Helligkeiten und Gewichte, alle Geräusche,
kurz, alle Empfindungen sind von endlicher Stärke. Mit den unendlich
kleinen Unterschieden der Empfindungsstärken kann man wohl rechnen, man
kann sie sich denken, aber sie kommen in der fertigen Wirklichkeit nicht vor.
Nun könnte man aber meinen, dass die andere Seite des
Empfundenen, die Qualität, Art, Beschaffenheit, Energie, oder wie man sonst
dieses unbeschreibliche, nur empfindbare Etwas nennen will, nicht wie die
Intensität begrenzt, sondern unendlich feiner Abstufung fähig wäre,
wenn nur die günstigsten Umstände sich ermitteln liessen. Angesichts
der unübersehbaren Mannigfaltigkeit der Natur könnte in der That der
Glaube aufkommen, es [138/139] entspreche ihr eine Unendlichkeit von
Empfindungsarten und damit von Wahrnehmungen, indem zwar die Grade der Stärke
begrenzt, aber die der Arten des Eindruckes unbegrenzt seien. Der wahre
Thatbestand widerspricht einer solchen Meinung. Auch die Grade der Qualität
aller Sinne sind keiner in das Unmessbare und Unzählbare gehenden Vervielfältigung
fähig. In allen Gebieten ist auch hier eine untere, eine obere und eine
Unterscheidungsgrenze nachweisbar, die bei Farben, Tönen und Temperaturen
bereits ziemlich genau bestimmt wurde.
Die wenigen einfachen Farben, aus welchen alle Lichtempfindung
sich zusammensetzen lässt, unterscheiden sich bei gleicher Helligkeit
physisch nur durch eine ungleiche Schwingungsgeschwindigkeit. Die mit gleicher
Schwingungszahl stehen dem Roth, die mit grosser dem Blau, die mit mittlerer dem
Grün nahe. Sind nun alle einfachen Farben mit ihren Übergängen im
künstlichen Regenbogen oder Spectrum nebeneinander ausgebreitet, so ist
nicht ohne nähere Prüfung zu erkennen, wo der leuchtende farbige
Streifen begrenzt ist. Man kann durch geeignete Vorrichtungen in dem dunkeln
Licht an den beiden Enden, wo die Schwingungen am langsamsten und wo sie am
schnellsten sind, noch etwas sichtbar machen. Wenn man an dem unteren Ende nach
Abblendung aller Farben die dunkeln Strahlen auf Kohle im luftleeren Raume
sammelt, wie Tyndall es that, so glüht die Kohle und jetzt sieht man das
vorher zu langsam schwingende, darum unsichtbare überrothe Licht, weil es
nun schneller schwingt, durch Calorescenz. Und wenn an dem oberen Ende des
Farbenspectrums die zu schnell schwingenden dunkeln übervioletten Strahlen
durch gewisse Mittel, z. B. eine Chininlösung, gehen, bevor sie in das
Auge treten, so leuchten sie durch Fluorescenz, wie Stokes fand, indem sie nun
langsamer schwingen. Aber in beiden Fällen kommt man sehr bald an eine
Grenze, wo kein Mittel mehr ausreicht und alles dunkel bleibt, wie im
geschlossenen Auge, weil die durchsichtigen Theile des Auges, selbst wenn es an
empfindenden Elementen nicht fehlen sollte, nicht genügend durchgängig
sind für die Lichtstrahlen, welche am langsamsten und für die, welche
am schnellsten schwingen. [139/140]
Der Weg, welchen die schwingende Bewegung während der Dauer
einer Schwingung zurücklegt, nämlich die Wellenlänge, giebt, da
er genau gemessen wurde, ein bequemes Mittel ab, die einzelnen Farben in
Bruchtheilen des Millimeters, statt in Wörtern, und die genannten
Grenzpunkte in Zahlen auszudrücken. Werden diese Grenzen möglichst
weit genommen, so ergiebt sich, dass alles Sichtbare in der ganzen Welt
eingeschlossen ist zwischen den Wellenlängen 0,0003 und 0,0009 Millimeter.
Was also Lichtstrahlen in das Auge sendet von weniger als drei und mehr als neun
Zehntausendtel Millimeter Wellenlänge, wird nicht gesehen, sondern
erscheint so dunkel wie das Schwarze im lichtdicht verschlossenen Auge.
Ausserdem ist aber auch innerhalb dieses Intervalles das Unterscheidungsvermögen
für die Übergänge der Farben ineinander begrenzt. Am besten
werden die gelben und grüngelben Nüancen unterschieden. Hier ist die äusserste
bisher erreichte Grenze 1000 : 1001. Zwei Farben werden nämlich
noch eben als verschieden empfunden, bei gleicher Helligkeit und Reinheit, wenn
die eine 549 1/2, die andere 550 1/8 Billionen Schwingungen in einer Secunde
macht, was jenem Verhältniss entspricht. Diese Bestimmung gilt aber nur für
Gelb. Für alle anderen Farben ist die Unterschiedsempfindlichkeit viel
geringer, am geringsten für Roth. Auch die Mischung der Farben
untereinander und mit Weiss führt überall schnell an einen Punkt, wo
der eine Bestandtheil nicht mehr gesehen werden kann. Wird eine reine Farbe mit
viel Weiss gemischt oder ihre Helligkeit bedeutend gesteigert, so kann sie nicht
mehr erkannt werden.
Da also alle Lichtempfindung nach allen Seiten begrenzt ist, so
folgt nothwendig, dass die Art-Zahl der Farbenempfindungen nicht unendlich
gross, sondern nur sehr gross ist. Denn ihre Elemente lassen sich zählen.
Dasselbe gilt für den Schall.
Die Elemente aller Klänge, die einfachen Tonempfindungen,
sind zählbar. Die tiefsten Töne geben noch 16 bis 24 Schwingungen der
Luft in einer Secunde, wie ich mit Stimmgabeln fand. Man muss sich zu solchen
Grenzbestimmungen nur einfacher pendelartiger und sehr starker Schwingungen
bedienen. [140/141] Bei noch langsameren Schwingungen, 8 bis 15 in einer
Secunde, wird, wenn sie sehr stark sind, nie ein einfacher (reiner) Ton gehört,
sondern ein hauchendes Reibungsgeräusch, welches aus kurz dauernden, sich
regelmässig wiederholenden Luftstössen zusammengesetzt ist. Diese
unterbrochenen leisen Geräusche sind für das Ohr, was die
intermittirenden Lichteindrücke, etwa der rhythmisch flackernden Gasflamme,
für das Auge sind, und können die untere Grenze aller Tonempfindung
nicht hinausschieben. Auch nach oben versagt das Gehör, wenn der einfache
Ton mehr als 41,000 Doppelschwingungen in einer Secunde macht, vollständig
bei vielen, bei einigen, namentlich älteren, schon bei 16,000. Dieser Ton
ist den meisten, die ihn deutlich hören können, schmerzhaft; die
sieben- und achtgestrichenen Töne von 20,000 an sind gleichfalls höchst
unangenehm und greifen das empfindliche Ohr stark an. Es ist bis jetzt nicht
geglückt, die kleinste Stimmgabel noch mehr zu kürzen, so dass sie
noch mehr als 40,960 Schwingungen, die dem achtgestrichenen
e
entsprechen, ausführte, und es ist fraglich, ob dann noch
etwas gehört werden würde, weil die Theile des Ohres vielleicht nicht
beweglich genug sind, darauf anzusprechen, da für viele gute Ohren die
factische Grenze tiefer liegt.
Im Unterscheiden ungleich hoher Töne haben sich sowohl
Musiker als Physiologen geübt. Für die meisten liegt die Grenze bei
1000 : 1001, d. h. zwei Töne, von denen der eine 1000, der
andere 1001 ganze Schwingungen in der Secunde macht, werden beim
Nacheinandererklingen eben noch vom Gleichklang sicher unterschieden. Einige
Bestimmungen reichen aber weiter. So fand A. Seebeck, dass er noch sicher zwei
Stimmgabeln unterschied, von denen die eine 440, die andere 339 2/3 [recte
439 2/3] Schwingungen machte. Dieses entspricht dem Verhältniss 1209 : 1210.
Ich habe den Versuch wiederholt und dasselbe gefunden. Ein geübtes und
empfindliches Ohr unterscheidet aber, wie ich ferner fand, jedes Mal richtig
zwei gleich laute gleichartige Töne, von denen der eine 1000 und der andere
1000 1/2 Schwingungen in der Secunde ausführt. Dieses entspricht dem Verhältniss
2000 : 2001. Damit ist aber auch die äusserste
Unterscheidungsgrenze nicht erreicht. [141/142] Denn wenn nicht so hohe Töne
verwendet werden, lassen sich noch etwas feinere Unterschiede wahrnehmen. In den
tiefen und hohen Lagen wird nicht so genau unterschieden, wie in den mittleren,
und es ist die Unterschiedsempfindlichkeit am grössten in dem Bereich der
wenigen Töne, welche allen menschlichen Singstimmen gemeinschaftlich
zukommen. Die vom Alt und Tenor leicht, vom Bass einerseits und Sopran
andererseits schwerer erreichbaren Töne der eingestrichenen Octave sind
hier die bevorzugten. Entsprechendes fand ich bei den Farben; denn die grünen
und gelben Nüancen liegen gerade in der Mitte der natürlichen
Farbenreihe des gewöhnlichen Augengebrauches, und gerade sie geben die grösste
Empfindlichkeit für Unterschiede.
Noch deutlicher tritt dieselbe Beziehung zu Tage bei Schätzungen
von Temperaturdifferenzen. In der Region der gewöhnlichen Hautwärme,
die weder warm noch kalt genannt wird, und etwas darüber lässt sich
1/10 Grad des Thermometers deutlich fühlen, unterhalb und weiter oberhalb
aber wird die Wahrnehmung sehr schnell ganz unsicher. Wasser von 5°
erscheint ebenso kalt, wie solches von 6° , solches von 49° ebenso
heiss wie solches von 50°; beide erregen schon Schmerz. Noch weniger
unterscheidet das Gefühl ein Eisstück von -10° von einem solchen
von -15°, oder 90° warmes Wasser von 95° warmem. Ausserdem ist
die Temperaturunterscheidung höchst ungleich entwickelt an verschiedenen
Hautstellen, an der Rückenhaut am unsichersten. Am genauesten fallen die
Bestimmungen aus, wenn man einen oder zwei Finger in ungleich warmes Wasser
taucht. Dabei macht sich der Einfluss der Übung in erstaunlicher Weise
schon nach einigen Versuchen geltend.
Für den Geschmack- und Geruchsinn liegt die erforderliche
Anzahl von Experimenten nicht vor. Jedoch lässt sich bereits mit
Wahrscheinlichkeit behaupten, dass die kleinsten Unterschiede beim Schmecken des
Salzigen, dann des Sauren und Süssen gefunden werden, zuletzt kommt der
Geschmack des Bittern. Handelt es sich aber nicht um Unterschiede verschieden
starker und verschiedenartig schmeckender Lösungen, sondern um die
kleinsten überhaupt zur Erregung einer Geschmacksempfindung nöthi-[142/143]gen
Mengen, so nimmt das Saure und Bittere die erste, das Süsse die letzte
Stelle in. Denn Strychnin schmeckt bitter in mehr als millionenfacher Verdünnung,
Schwefelsäure noch in hunderttausendfacher sauer, wogegen Salz in der fünfhundertfachen
Wassermenge nicht mehr und Zucker in der fünfzigfachen kaum geschmeckt
werden kann, auch wenn beliebig viel der so verdünnten Flüssigkeiten
gekostet wird.
So bestimmt sind für den Begleiter des Geschmacks, den oft
mit ihm verwechselten Geruchsinn, die äussersten Grenzwerthe nicht
angebbar. Schmecken lassen sich ausschliesslich nur flüssige, riechen nur
gasförmige Körper. Die kleinsten Mengen der letzteren, welche gerade
erkannt werden können, sind aber so klein, dass im Ernste behauptet worden
ist, sie seien unendlich klein, oder wenigstens es sei unmöglich, die
kleinsten Mengen riechbarer Körper anzugeben, weil sie eben zu klein seien.
Allerdings wenn man erwägt, dass nur an dem Dufte einzelne Jahrgänge
alter Rheinweine augenblicklich erkannt, dass die Spielarten der Rose nur durch
den Wohlgeruch sofort unterschieden werden können, so könnte die
Meinung aufkommen, hier lasse alle Zahlenbestimmung im Stich. Indessen für
einige Fälle ist schon die Grenze ermittelt und nichts berechtigt zu der
Annahme, dass auch nur in einem einzigen Falle die Grenze unbestimmbar sei.
Fasst man alle derartigen Bestimmungen, wie die bisher
betrachteten, für alle Sinne zusammen, so folgt unabweisbar, dass die eine
Seite jeder Wahrnehmung, nämlich die reine Empfindung, überall von
angeborenen Schranken eingeschlossen ist. Die Stärke und Art der reinen
Empfindung sind nicht unendlich feiner Abstufung fähig, soviel lässt
sich beweisen. Es fragt sich, ob die andere Seite jeder Wahrnehmung, Raum und
Zeit, sich anders verhalten.
Da die möglichen Arten aller Empfindung und die Abstufungen
ihrer Stärke beschränkt sind, so kann die thatsächliche
Mannigfaltigkeit alles Erlebten, so kann die verwirrende Fülle aller
Erscheinungen der wahrgenommenen Welt nur durch ungleich sich wiederholende
Anordnung des Materials der Empfindung in der Zeit und im Raume bedingt sein.
Dass die ganze grosse [143/144] wechselvolle Wirklichkeit, und mit ihr das
Interesse jedes Einzelnen am Leben, schliesslich auf der Wiederholung einfacher
Empfindungen in immer anderer Reihenfolge, d. h. in immer anderer räumlicher
und zeitlicher Vertheilung beruht, kann nicht bezweifelt werden.
Aber mit der Anerkennung dieser Unbestimmtheit in der räumlichen
und zeitlichen Anordnung ist nichts ausgesagt über die Wahrnehmung von Zeit
und Raum selbst. Der Gedanke reicht wohl unermesslich weit, aber die gewöhnliche
Erfahrung und die wissenschaftliche Beobachtung lehren, dass die Sinne überall
weit hinter ihm zurückbleiben. Überall und immer sind die einzelnen
Dinge begrenzt in der Erfahrung in der wirklichen Welt, und doch drängt
sich unwiderstehlich der Begriff des Unendlichen und Ewigen ein, sowie die
Zeiten und Räume sehr gross oder sehr klein werden. Wie klein und wie gross
sind nun die kleinsten und grössten Zeiten und Entfernungen, welche überhaupt
noch wahrgenommen werden können?
Man ist, um die Zeit zu messen, glücklicherweise nicht mehr
auf die ganz trügerische, subjective Schätzung oder die Zählung
der Herzschläge und Athemzüge angewiesen, vielmehr dient vorzugsweise
das Pendel und die Bewegung der Erde zur Eintheilung der Zeit. Aber auch die
allerbesten Instrumente geben immer nur eine Annäherung und keine
vollkommene Genauigkeit. Zur Messung der Zeit, welche die Granate im Geschützrohre
braucht, um von der Ladestelle bis zur Mündung des Laufes zu eilen, sind
Uhren construirt worden, die bis zu ein Milliontel Secunde angeben. Schon vor 30
Jahren hat Wheatstone mit seinem elektromagnetischen Chronoskop die Zeit direct
bestimmt, welche für eine Kugel erforderlich ist, um nur 1 Zoll hoch
herabzufallen, ja man kennt sogar die Dauer des elektrischen Funkens, welche je
nach der Stärke zwischen 7 und 29 Milliontel Secunde beträgt (mit
einem Fehler von weniger als 1 Milliontel Secunde nach Lucas und Cazin 1869),
und auch die Dauer des Gedankens ist bestimmt worden, aber alle diese Messungen
sind nur annähernd richtig, wie alle Messungen, welche wirklich ausgeführt
werden. Nichts berechtigt zu der Annahme, dass es gelingen [144/145] werde, später
immer kleinere Zeittheilchen genau zu messen, ohne dass ein Ende absehbar sei.
Aus zwei Gründen ist eine solche Meinung unhaltbar.
Erstlich kann es niemals gelingen, vollkommen fehlerfreie, d. h.
mathematisch genaue Instrumente herzustellen, weil durch die Bedingungen der
Construction jeder Uhr nothwendig Fehler eingeführt werden, die der Natur
der Sache nach nicht vollständig, sondern nur annähernd corrigirt
werden können. Der Einfluss der Temperatur, Feuchtigkeit, Reibung, Erschütterung
lassen sich zwar zum grössten Theil unschädlich machen, aber nicht
ganz, selbst wenn eine Garantie dafür gefunden werden könnte, dass
alle Fehlerquellen bekannt sind. Eine solche fehlerfreie Uhr existirt nur in der
Idee.
Aber selbst angenommen, es gebe ein Chronoskop, das mit
absoluter Genauigkeit die Zeit bis auf eine Trilliontel-Secunde genau
eintheilte, so würde doch eine solche Anzeige unzuverlässig sein, weil
- und dieses ist der zweite Grund - immer Menschen dazu gehören, um das
Instrument zu handhaben. Auch bei der denkbar grössten Geschicklichkeit ist
niemand im Stande, die Muskeln des Armes und Auges so vollkommen zu beherrschen,
wie es ein solcher Apparat verlangen würde. Auge, Ohr und Hand sind, so
Erstaunliches sie auch leisten, keineswegs fehlerfrei. Schon die Ablesung der
Zeit, vor Allem die Einstellung der Uhr, wird durch den Beobachter selbst
fehlerhaft, und die Fehler betragen mehr, als der zu messende Bruchtheil, wenn
dieser sehr klein wird. Sollen zwei Zeiten miteinander genau verglichen werden,
so muss für beide die Uhr und der Beobachter durch die Arbeit selbst nicht
verändert werden, sonst können sie nicht gleichmässig correct
arbeiten. Bliebe nun auch der Apparat nach der ersten Messung unverändert,
so würde doch der Beobachter sich verändern und zwar um so viel, dass
so kleine Zeiten, wie etwa die Dauer einer Lichtschwingung, schlechterdings
nicht direct wahrgenommen werden können. Man kann sie mit grosser Annäherung
berechnen, mit ihnen rechnen, aber nicht sie unmittelbar wahrnehmen, wie die
Schwingung des Secundenpendels. Ohne Instrumente kann durch das specifische
[145/146] Organ des Zeitsinns, das den Tact und Rhythmus in bewundernswerther
Weise markirende Ohr, die Erkennung kleiner Zeittheile auch nicht soweit
getrieben werden, da das Unterscheidungsvermögen, wie vorhin dargethan
wurde, eine bestimmte Grenze hat. Dasselbe gilt für das Auge, welches nicht
einmal zwei Blitze zweifach wahrnimmt, wenn auch der eine 1/50 Secunde später
als der andere erscheint.
Für die Unsicherheit im Messen kleinster Zeittheile entschädigt
nicht eine grössere Sicherheit im Grossen. Denn wenn auch in der That die
astronomischen Zeitbestimmungen höchst genau und zuverlässig sind, man
z. B. weiss, dass ganz gewiss alle künftigen Venusdurchgänge bis
in das fünfte Jahrtausend nur in den Monaten Juni und December stattfinden
werden, so können derartige Berechnungen doch nicht auf Millionen von
Jahren mit gleicher Zuverlässigkeit ausgedehnt werden, weil keine Bürgschaft
existirt, dass in so langer Zeit nicht unbekannte Störungen auftreten, die
entweder neu entstehen, oder, schon vorhanden, erst in vielen Jahrtausenden
merkbar werden könnten. Die Geschichte der Astronomie giebt genug Zeugnisse
dafür, dass diese Garantie fehlt. Daher sind auch die Prophezeihungen über
das Schicksal der Welt oder auch nur der Erde, obgleich sehr berühmte Namen
sich neuerdings an sie knüpfen, durchaus in die Luft gebaut. Es giebt
Infusionsthierchen, welche in einem Nachmittage sich um das Hunderttausendfache
vervielfältigen können. Wäre ein in der Dämmerung geborenes
Wesen der Art mit menschlicher Intelligenz begabt, so würde es aus der
zunehmenden Dunkelheit während der halbstündigen Dauer seines Lebens
schliessen können: da ich und alle meine Zeitgenossen und meine Vorfahren
bemerkt haben, dass es während unseres Daseins immer dunkeler wird, so muss
in einer gewissen Zukunft die ganze Welt in ewige Nacht gehüllt sein. Ein
solcher Fehlschluss, der den Sonnenaufgang vergisst, ist ziemlich ähnlich
der Folgerung: dass in einer gewissen Zukunft alle Körper der Welt dieselbe
Temperatur haben werden, was einem allgemeinen Welttode gleich käme. Man
darf aus den paar Dutzend Jahrhunderten, in denen beobachtet worden ist, nicht
auf Millionen Jahrhunderte hinaus schliessen und [146/147] von dem winzig
kleinen Raum, in dem beobachtet wird, nicht auf das unermessliche Weltganze.
Denn Entsprechendes wie von der Zeit, gilt vom Raum im Kleinsten
und Grössten. Sehr scharfsinnige Männer haben sich dem Gedanken
hingegeben, dass eine immer weiter gehende Vervollkommnung der Vergrösserungsgläser
auch eine unabsehbar weitgehende Wahrnehmung des Kleinsten herbeiführen
werde. Und in der That schienen die grossartigen Leistungen der Riesenteleskope
und der Mikroskope in den jüngst vergangenen Decennien eine solche Hoffnung
zu nähren. Aber die gleichfalls bedeutend fortgeschrittene Theorie der
optischen Instrumente hat neuerdings mit Bestimmtheit erwiesen, nicht nur dass,
sondern auch welche Grenzen der Vergrösserung gesetzt sind. Abbe hat
festgestellt, dass die überhaupt brauchbare Vergrösserung bereits in
vielen Fällen thatsächlich überschritten wurde, indem er darthat,
dass, was man bei zweitausendfacher Vergrösserung sicher sieht, auch bei
achthundertfacher gesehen wird, was man aber mehr zu erkennen glaubt, nicht mehr
Abbild des vergrösserten Gegenstandes ist, sondern durch die Beugung des
Lichtes zu Stande kommt. Diese Entdeckung ist um so sicherer, als später
Helmholtz zu demselben Resultate gelangte. Auch er spricht es mit
Entschiedenheit aus, dass die mit zunehmender Vergrösserung wachsende
Dunkelheit und Beugung des Lichtes aller mikroskopischen Wahrnehmung eine unübersteigliche
Schranke setzt. Die Theorie ergab beiden Forschern, dass man nicht weiter kommen
kann, als bis zur Unterscheidung zweier Punkte, deren Abstand gleich ist der
Wellenlänge des Lichts bei gerader, und der Hälfte derselben bei schräger
Beleuchtung. Also kleinere Entfernungen als ein viertausendtel Millimeter darf
man, wenn nicht die ganze Optik umgeworfen wird, mit dem Mikroskop zu sehen,
nicht hoffen. Alle Angaben, welche weiter reichen, beruhen auf Täuschungen.
Diese Thatsache ist von immenser Tragweite. Denn es ist klar, dass nun alle
Messungen der Schwere, der Wärme, des Magnetismus, der Elektricität
oder was sonst man messen mag, wobei das Auge schliesslich die Messung vornimmt
oder vollendet, nur bis zu einem gewissen bestimmbaren [147/148] Grade
verfeinert werden können. Die alte traumhafte Hoffnung, dermaleinst nicht
mehr theilbare, einfache oder Urkörperchen zu sehen, zerfliesst vollends in
Nichts, da sogar die Theilmaschinen, ebensoweit, wenn nicht schon weiter als die
Wahrnehmbarkeit reichen. Denn Nobert konnte bereits zehntausend Striche
innerhalb einer Pariser Linie mit Diamant auf Glas schneiden.
Besonderes Interesse erhält diese Grenzbestimmung, wenn man
sie vergleicht mit der Messung der kleinsten Gegenstände, die durch das
unbewaffnete Auge eben noch erkannt werden können. Zuverlässigen
Berichten zufolge sind in klaren Nächten des Sibirischen Nordens die
Trabanten des Jupiter mit blossem Auge gesehen worden. Solche Beobachtungen und
viele Hundert physiologische Experimente konnten früher mit den
anatomischen Messungen der Augentheile nicht in Einklang gebracht werden. Jetzt
ist aber die Übereinstimmung vollkommen, seitdem Max Schultze die Grösse
der kleinen Mosaikfelder der Netzhaut, d. h. der äussersten Endflächen
derjenigen zapfenförmigen Sehnervenenden, welche an der Stelle des
deutlichsten Sehens liegen, genauer ermittelt hat. Er fand den Durchmesser der
kleinsten Felder gleich 0,0005 bis 0,0007 Millimeter, also beiläufig gleich
der Wellenlänge des Lichtes. Nun lehrt die Physiologie des Sehens, dass von
einem solchen Element stets nur ein Eindruck wahrgenommen werden kann, auch dass
zwei Nachbarelemente von je einem Lichtpunkte getroffen, nur einen einfachen
Eindruck geben, welcher gleich ist dem Eindruck durch Erregung der Grenze
zwischen beiden durch einen Lichtpunkt. Folglich müssen auch die
allerkleinsten eben noch sichtbaren Abstände gesehener Dinge, mögen
sie nahe oder fern sein, zwei Sterne oder zwei Spinngewebsfäden, zwei
Punkte oder zwei Linien trennen, im Bilde auf der Netzhaut zum Mindesten ein
Element umspannen, d. h. also mindestens doppelt so gross sein, als die
Wellenlänge des Lichtes. In der That entsprechen alle Bestimmungen, welche
besonders zahlreich von Volkmann ausgeführt wurden, dieser Anforderung, wie
eine kritische Zusammenstellung mir gezeigt hat. Denn auch die allerkleinsten
erkannten Abstände der Punktbilder auf der Netzhaut sind, selbst nach
Abrechnung der Zerstreuungs-[148/149]kreise grösser, als 0,0011 Millimeter.
Nur durch anhaltende Übung werden diese äussersten Grenzen erreicht.
Kinder, bei denen die Netzhautelemente etwas kleiner als bei Erwachsenen sind,
scheinen sie jedoch ohne besondere Übung leichter als diese wahrnehmen zu können.
Alle anderen Sinne stehen hinter dem Sehsinn in Bezug auf räumliche
Wahrnehmung zurück. Bemerkenswerth ist indessen, wie ausserordentlich
geringe Unterschiede in der Dicke von Drähten, Fasern, Glasplatten, sogar
Coconfäden, mittelst des tastenden Fingers erkannt werden können. Hierüber
muss noch viel experimentirt werden, desgleichen über die eben
unterscheidbaren Winkelgrössen, Krümmungen von Linien und Flächen.
Auch die langsamste und die schnellste eben wahrnehmbare Bewegung ist noch
genauer festzustellen und die Zahl der Punkte, die in einem Blick, oder in der kürzesten
zum Sehen eben erforderlichen Zeit, oder bei instantaner Beleuchtung durch den
elektrischen Funken gezählt werden können. In Betreff der Bewegung ist
bekannt, dass man den Minutenzeiger einer Taschenuhr gerade noch direct sich
bewegen sehen kann, den Stundenzeiger nicht. Die abgeschossene Pistolenkugel
kann niemand direct durch die Luft fliegen sehen, ebenso niemand das Wachsen des
Grashalmes unmittelbar wahrnehmen. Die eine Bewegung ist zu schnell, die andere
zu langsam. In Betreff der in einem Momente zählbaren Punkte ist der
Einfluss der Anordnung beachtenswerth. Sind sie unregelmässig vertheilt, so
wird es auch nach anhaltender Übung und bei der höchsten Anspannung
der Aufmerksamkeit sehr schwer 25 bis 30 Punkte annähernd richtig zu zählen.
Nur der bekannte Rechenkünstler Dahse traf jedesmal richtig in einem
einzigen Augenblicke bis zu 33. Sind aber die nur für den einen Blick
momentan beleuchteten Punkte symmetrisch geordnet, so lernt man ohne besondere
Anstrengung fehlerfrei noch mehr aufzufassen, wie geübte Domino- und
Kartenspieler. Derartige Messungen des Anschauungsvermögens lassen sich
auch auf das Grosse übertragen.
Schon mancher versuchte vergebens die Sterne am Himmel zu zählen.
Aber selbst wenn die Annahme Argelanders eine [149/150] richtige Annäherung
gäbe, dass man mit dem unbewaffneten Auge vier bis fünftausend Sterne
sieht und, wie Heis meint, mit Fernröhren alles in allem anderthalb
Milliarde gesehen werden, so wäre begreiflicher Weise damit nichts anderes
ausgesagt über die wirkliche Zahl der im Weltraume schwebenden Körper,
als dass sie grösser ist. Schon die Thatsache, dass nur Körper von
einer gewissen Lichtstärke, welche grösser als die Lichtstärke
des Augenschwarz sein muss, überhaupt Lichtempfindung erregen, macht es
klar, dass die in unmessbarer Ferne befindlichen schwach leuchtenden Sterne
nicht gesehen werden können. Aus diesem Grunde erscheinen die Zwischenräume
zwischen den Sternen dunkel. Daher ist die Meinung unzulässig, dass die
Zahl der Himmelskörper eine begrenzte sei, weil sonst das Firmament überall
von ihrem Lichte erglänzen müsste. Sir John Herschel ermittelte auf
Grund seiner photometrischen Untersuchungen, dass eben noch sichtbare Sterne der
Milchstrasse 2000 Jahre brauchen, um den ersten Lichtstrahl, das Zeichen ihres
Daseins, den Erdbewohnern zuzusenden. Legt das Licht 42,000 Meilen in der
Secunde zurück, so ergiebt sich hieraus eine Entfernung von weit über
2 1/2 Tausend Billionen Meilen. Für einige deutlich zu sehende Nebelsterne
sind seitdem noch viel grössere Entfernungen berechnet worden, nämlich
bis gegen 13 1/2 Trillionen Meilen oder 300,000 Sternweiten, so dass man
schliesslich an Sterne kommt, deren Lichtstrahl soviel Zeit braucht zur Erde zu
reisen, dass sie selbst längst nicht mehr sind, wenn sie gesehen werden.
Und niemand kann die Möglichkeit leugnen, dass es dunkele Weltkörper,
erloschene Himmelslichter in ungemessener Ferne und in unzählbarer Menge
giebt.
Sowie man ernstlich versucht für das Ganze Grenzen zu
finden, so findet man keine. Aber der schon von Aristoteles gehegte Gedanke,
dass die wirkliche Welt nicht unendlich gross sei, lässt sich dennoch
schlechterdings nicht beseitigen. Ganz sicher ist nur, dass die Welt für
menschliche Wahrnehmung unbestimmt gross ist. Der Seemann auf hohem Meere, wenn
er in der nebeligen Ferne die ersehnte Küste nicht erkennen kann, sagt
darum nicht, das Meer sei unendlich gross, und wenn er bei klarer Luft am
Horizonte den Saum des Wassers gewahr wird, [150/151] behauptet er nicht, jene
Linie sei das Ende des Meeres. So auch der Forscher auf dem Ocean des Wissens,
wenn er sich umsieht und sucht, wo er beginnt und endet. Den entferntesten
gesehenen Stern wird niemand für das Ende der Welt erklären und doch
darf sie nicht als unendlich gross bezeichnet werden. Das wäre zu viel
gesagt. Denn das Unendliche widerstreitet der vollendeten Wirklichkeit im
Grossen wie im Kleinen. Es findet sich nirgends in der wahrnehmbaren Welt, ist
immer nur ein Werdendes, also ein Erzeugniss des Denkens. Nur das Gewordene ist
wahrnehmbar.
Gerade diese Producte des reinen Verstandes aber, die höheren
Begriffe, zu denen vor Allem der Unendlichkeitsbegriff gehört, sind es,
welche aller durch die Begrenztheit der sinnlichen Wahrnehmung bedingten
Unbestimmtheit gegenüber bleiben. Als unzerreissbare Richtschnur, als
entscheidende Instanz, gegen die kein Appell ist, steht fest, in allem Wandel
die unbestechliche logische Kraft des Verstandes, das selbständige Denken.
Wohl ändern sich die Theorien, sie schmelzen dahin vor der fortschreitenden
Aufklärung wie der Schnee den stärkeren Strahlen der Frühlingssonne
weicht, aber der theoretisirende Verstand selbst ist immer derselbe gewesen.
Verdunkelt, von den Wolken des Irrthums umhüllt, kann zeitweilig die
Vernunft sein, aber wenn sie sich in dem Gewitter einer grossen Entdeckung
blitzschnell durch das Gewölk Bahn bricht, ist es immer dieselbe erhabene
Klarheit, durch die sie sich kennzeichnet. Es giebt eben nur Ein logisches
Denken. Und hierin liegt der Schwerpunkt aller wissenschaftlichen Thätigkeit.
Wenn auch die Schranken der Sinnlichkeit zur Zeit eng gezogen
sind, sie erweitern sich mit der Umbildung der Organismen im Laufe der
Generationen thatsächlich, weil der Verstand die Sinne immer mehr
controlirt, immer besser bewaffnet, die Aufmerksamkeit sie immer mehr schärft.
Und weit über sie erhebt sich der Gedanke. Fern davon durch die Erkenntniss
seiner selbst entmuthigt zu werden, empfindet der strebende Geist nur um so grössere
Genugthuung, je genauer er selbst die Leistungsfähigkeit seiner ererbten
organischen Instrumente bestimmt. Ein Nachlass [151/152] der Spannkraft des
ernsten Forscherthums kann aus dem Grunde schon nicht eintreten, weil der Umfang
des Wahrgenommenen niemals so gross wird, wie der des wahrnehmbaren Unbekannten.
Denn mit der Zunahme des Wissens wächst auch die Fragethätigkeit, und
es scheint in der Natur des Menschengeistes tief begründet zu sein, dass er
viel mehr zu suchen, als zu finden vermag. Das Erwachen des Intellects beim
Kinde äussert sich mehr im Fragen als im Antworten, und seine Unermüdlichkeit
nach Allem und Jedem neugierig zu forschen, hört nicht auf, wenn es auch später
die Fragen für sich behält. Die Dinge, nach denen gefragt wird, sind
nur für den Erwachsenen andere, und während der Knabe sich abfertigen
lässt mit den ausweichenden Antworten der Mutter, behauptet der entwickelte
Verstand, dass es garnichts giebt, was ihn nicht anginge. Hieraus entspringen
dann die Wissenschaften, deren Fortbau schon darum durch alle Grenzen der
sinnlichen Wahrnehmung nicht aufgehalten werden kann, weil dieser selbst es ist,
der immer neue Räthsel, neue Wahrheiten und neue Zweifel zu Tage fördert,
indem er alte Räthsel löst, alte Wahrheiten erweitert und alte Zweifel
ausmerzt.
Wer aber trotz dieser Fortentwicklung nur klagend an die
Thatsache der eigenen Endlichkeit sich gewöhnen mag, der findet Trost in
der schrankenlos schaltenden Phantasie. Alle Grenzen durchfliegend, die Schwere
der Erde nicht achtend, Welten schaffend und vernichtend führt sie empor in
das Reich der Dichtung. Eben darum ist ihre Domäne nicht mehr die
Wissenschaft, sondern die Kunst.
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